VON: JULIA BALZER 25. JUNI 2021
Wirtschaftsverein lädt „Mister A26“ Peter Pfeffermann ein: Macht ein möglicher politischer Wechsel in Berlin zig Jahre Autobahnplanung zunichte?
Der virtuelle Drohnenflug entlang der A26 vom Hamburger Übergabepunkt bis rüber zu A1 im Osten zeigt ein Straßenbauprojekt der Sonderklasse – einmalig in Deutschland. Und eine große Befürchtung, die Peter Pfeffermann, Projektabteilungsleiter der Deges GmbH, jetzt gut 60 Teilnehmern einer Online-Präsentation offenbarte, zu der der Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden eingeladen hatte: „Für den Fall, dass wir im September eine Grün-schwarze oder Schwarz-grüne Bundesregierung bekommen sollten, machen wir uns große Sorgen.“ Hamburg brauche dieses Straßenbauprojekt, aber die immer noch vorherrschende emotionale und ideologische Betrachtungsweise könne es gefährden. Dann wären Jahrzehnte der Planung und zig Millionen Euros vergeblich investiert worden.
Pfeffermann lud die virtuelle Gesellschaft zu einem eindrucksvollen Rundflug von Francop nach Stillhorn ein, drückte unterwegs auf Stopp und erläuterte die Besonderheiten des Projekts: großzügige Biotopkorridore für die Fledermäuse, einen Autobahndeckel im Bereich der Wilhelmsburger Wohnbebauung, einen Kreisverkehr in drei Ebenen an der Hohen Schaar, die flankierende Stärkung der Hafenbahn, eine Verlegung des Rastplatzes Stillhorn auf das mittlerweile stillgelegte und zum Rückbau vorgesehene Tanklager der Shell an der Hohen Schaar, ein Galeriebauwerk auf Höhe Finkenriek, um den Schallschutz für die dort stehenden Hochhausbewohner sicherzustellen und vieles mehr. Dennoch gibt ihm die politische Großwetterlage zu denken. Arnold Mergell, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsvereins, sicherte dem Autobahn-Planer zwar volle Unterstützung zu, doch der Harburger Arm nach Berlin könnte sich womöglich als zu kurz erweisen. „Mister A26“ Peter Pfeffermann zum aktuellen Stand: „Mittlerweile sind alle Abschnitte im Planfeststellungsverfahren. Im Zuge der A26 soll ein vollwertiges Autobahnkreuz an der A7 entstehen. Ein tolles Autobahnkreuz, aus Sicht des Ingenieurs. Es wird sehr gut befahrbar sein.“ Auf Wunsch der Polizei simulierte die Deges Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH sogar eine Lkw-Tour durch die vorgesehenen Tunnel – mit der Sicht aus der Fahrerkabine. Pfeffermann: „Wenn Tunnel geplant werden, wird die Polizei hellhörig. Es interessierte deshalb die Frage, was ein Lkw-Fahrer auf dem Weg in den Hafen sieht.“
So sieht es der Lkw-Fahrer
Die zeitliche Perspektive: Die aus Niedersachsen herangeführte A26 und die Sanierung der vor dem Elbtunnel aufgeständerten A7 in Hamburg sollen laut Pfeffermann bis 2024/25 abgeschlossen sein. Mit der Fertigstellung des Hamburger A26-Teils rechnet er bis 2028/31, allerdings: „ Das ist alles noch mit einem Fragezeichen versehen. Üblicherweise müssen wir mit Klagen von den Umweltverbänden rechnen. Dafür haben wir zwar Verzögerungen einkalkuliert, aber aus einem können da auch mal schnell drei Jahre werden.“
„B73 wird keine Fußgängerzone“
Pfeffermann: „Alle reden vom Internet, niemand vom Streetnet. Die A26 soll vor allem auch die stark befahrene B73 und die Haupthafenroute entlasten. Aber die Stader Straße wird dadurch ja nicht zur Fußgängerzone
– sie wird zwar deutlich weniger belastet werden, dennoch aber ihre Bedeutung behalten. Dasselbe gilt für die Hafenroute. Diese Autobahn ist aus Hamburger Sicht zwingend erforderlich.“ Die A26 ist seit 2015 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen, seit 2018 steht sie im vordringlichen Bedarf. Den überwiegenden Teil der Kosten trägt der Bund – vorbehaltlich neuer politischer Weichenstellungen . . .